Freitag, 6. Mai 2011

5.5.2011 Donnerstag
Heute gibt es Spiegelei in reichlich Olivenöl gebacken. Was bei uns als besonders hochwertiges Öl für bis zu 20€ verkauft wird, ist hier im Übermaß vorhanden. Jeder hat selber Olivenbäume und die Bauern bekommen vom Händler 2€. Da macht sparen keinen Sinn. Außerdem sind Kreter von der in jeder Hinsicht gesundheitsfördernden Wirkung ihres Öls überzeugt, und bekanntlich hilft viel viel. Deshalb möchte Yurgos uns auch noch ein Löffel Öl übers Ei geben. Mit Brot aufgestippt richtig lecker und sich gesünder als ein Leberwurstbrot.
Heute treffen wir uns mit dem Bürgermeister und dem Vorsitzenden des Opferverbandes. Herrn Singelakis treffen wir am Mahnmal. ER hat den Vorsitz im letzten Jahr von seinem Bruder übernommen. Er hat selber keine direkten Erinnerungen an das Massaker, aber er hat seinen Vater verloren und sein verstorbener älterer Bruder hat oft über die Umstände berichtet. Die Geschichte und die persönlichen Geschichten sind auch heute noch in fast jeder Familie der betroffenen Dörfer gegenwärtig. Wir besuchen mit Herrn Singelakis, das Kulturzentrum von Amiras. Ein Raum in dem man sich trifft, vermutlich häufig Jugendliche, ein Kicker, ein Billiardtisch, Dartscheibe und Poster von Charlie Chaplin, Oliver Hardy und Stan Laurel an der Wand. An zwei Wänden jedoch hängen jedoch die Fotos der Männer, die bei dem Massaker ums Leben kamen. Wenn es keine gab, hängt dort ein leerer Rahmen mit dem Namen. Hinter den Namen das Alter. Männer zwischen 18 und 97. Dazwischen hängen Bilder aus der Zeit, Klassenfotos und ein Foto das Überlebende vor ihren Haustüren zeigt. Auf die Haustüren sind Kreuze gemalt. Sie teilen mit, wieviele Mitglieder der Familie ums Leben kamen.
Anschließend sitzen wir mit Hernn Sindelakis und dem Ortsvorsteher von Amiras vor der Taverne. Wir werden aufmerksam von einigen alten Männern beobachtet und probieren zum obligatorischen Gläschen Raki kretischen Käse vom fahrenden Händler. Der Test ist überaus positiv gelaufen, sodass wir bei ihm direkt ein paar Mitbringsel einkaufen.

Donnerstag, 5. Mai 2011

Wieder in Viannos-Vorbereitung fürs nächste Projekt

2.5.2011
Nach drei Stunden Flug sind wir um 10 Uhr Ortszeit in Heraklion gelandet. Der Flug war prima. Na ja der Platz reicht natürlich hinten und vorne nicht, aber nun ja. Wir übernehmen den Mietwagen von einer jungen schönen Griechin namens Maria. Die Strecke nach Ano Viannos kennen wir noch vom letzten Jahr. Wir finden alle geheimen Abzweige auf die neu gebaute Verbindungsstraße und sind nach 50 Minuten in Viannos. Unser Plan: Unter die Platane setzen, einen Frappé trinken und warten wen man trifft. Funktioniert bestens. Jede Menge Bekannte, Grüße, freundliche Gesichter. Wie anders ist diese Ankunft im Vergleich zur letzten im Herbst, als wir spätabends im Dunkeln Viannos erreichten und uns alles so fremd und teilweise sogar bedrohlich vorkam. Jetzt ist es fast ein wenig wie nach Hause kommen. Wir brechen auf zu unserer Unterkunft nach Kato Symi. In Kato Symi hat das Massaker 1943 seinen Anfang genommen. Heute steht dort kein Haus mehr das aus der Zeit vor 1943 stammt. Seit drei Jahren gibt es dort, oder genauer in Ano Symi (Ober Symi) eine kleines „Hotel“ das aus fünf Studios besteht. Dort werden wir bis Freitag wohnen. Wir werden von Yurgos dem Besitzer freundlich empfangen und auf ein Getränk eingeladen. Schon im ersten Gespräch ist er sehr interessiert an unserem Projekt. Er will uns zu unserem Gespräch beim Bürgermeister begleiten.
Wir machen ein wenig Mittagsruhe. Wir sind um 2 Uhr heute Morgen aufgestanden.
Um 17 Uhr gehen wir zu Fuß nach Kato Symi. Dort hat der Bruder von Yurgos ein Restaurant. Wir genießen zum ersten ersten Mal wieder die kretische Küche. Meist schlicht, aber von großer Qualität. Später kommt Yurgos vorbei und bietet uns an mit hoch zu nehmen. Wir nehmen gerne an und beenden den Abend in seinem Cafe am Hotel. Wir sind die einzigen Gäste. Er erzählt uns von seinen Plänen hier in Kato Symi, besonders hinsichtlich des Tourismus. Bei einem Raki und Käse endet der Abend.

3.5.2011
Der Morgen beginnt um 8 bei einem Frühstück mit Joghurt und griechischem Honig, Rührei, Kuchen und den typischen Trockenbroten mit Tomate, Olivenöl und Schafskäse. Andreas Krause, unser Dolmetscher aus Athen soll heute gegen 11 Uhr eintreffen. Wir beschließen ein wenig in Viannos einkaufen zu gehen. Unsere Fahrt wird durch ein heftiges Schlagloch unterbrochen. Das Rad vorne links hat keine Luft mehr. Netterweise hat unser Mietwagen ein vollwertiges Ersatzrad. Nachdem es montiert ist, stellen wir fest, dass Rad hinten links auch Luft verliert. Wir können noch fahren aber es wird deutlich weniger. Wir schaffen es noch bis Viannos. Dort kann jemand Reifen reparieren. Mittlerweile ist Andreas Krause, unser Übersetzer, eingetroffen. Es gibt schlechte Nachrichten, der Bürgermeister muss nach Athen, kommt erst Freitag zurück. Das wäre echt schlecht. Halbe Stunde später Anruf: Er wird Donnerstagmorgen wieder da sein. Den Mittags“imbiss“ nehmen wir „unserer“ Taverne in Ano Viannos ein. Es ergibt sich eine Verabredung fürs Abendesssen in Kato Symi. Nachdem Andreas nochmal kurz ins Rathaus geschaut hat, gibt es doch noch spontan einen Termin mit dem Vizebürgermeister und der Leiterin des Bauamtes. Der Austausch über Dolmetscher braucht seine Zeit. Es scheinen sich verschiedene Projektideen zu entwickeln. Mit einem anderen Verwaltungsmitarbeiter besuchen wir eine Dorfschule in Kato Viannos (Unter Viannos). Sie steht unter Denkmalschutz. Das Dach muss repariert werden, die Tür und die Fenster auch. Eventuell soll das Natursteinmauerwerk freigelegt werden. Es erscheint uns als ein überschaubares, mögliches Projekt. Der Abend schließt in der anderen Taverne von Kato Symi. Sie gehört dem Vizebürgermeister. Wir haben schon gelernt, dass es wichtig ist, nicht immer am gleichen Ort einzukehren. Möglichst viele möchten ein wenig von unserer Anwesenheit profitieren. Also besser keinen Neid aufkommen lassen.




4.5.2011
Das Frühstück beginnt wieder mit Yoghurt, Honig, Ei und heute mit Mispeln. Ich ziehe heute als Getränk Diktamos Tee vor. Scheinbar scheinen mir die Schnecken, die sehr lecker waren, nicht gut bekommen zu sein. Eine ärgerliche Unverträglichkeit!!
Unser Arbeitstag beginnt wieder im Rathaus. Wieder werden mögliche Projektarbeiten besprochen, die wir uns später ansehen werden. Es folgt ein Gespräch mit den Schulleitern der weiterführenden Schulen. Wir hoffen, dass es dieses Jahr besser klappen wird mit der Begegnung mit kretischen Jugendlichen. Sie wollen auf jeden Fall etwas vorbereiten. Ein Fußballspiel soll auch dabei sein.
Wir schauen uns noch einige potentielle Baustellen an. Es scheinen sich Reparaturarbeiten an alten Türen und Fenstern als realistisches und überschaubares Arbeitsprojekt abzuzeichnen. In dem Fall der denkmalgeschützten Schule ist die Frage ob die Denkmalschutzbehörde so mitspielt wie wir uns das wünschen.
Den Nachmittag nutzen wir um mit Yurgos unserem Vermieter zu sprechen. Die 5 Studios scheinen uns für unseren Aufenthalt geeignet zu sein. Er kann Betten dazustellen. Wir haben hier Gelegenheit zu kochen, zu grillen eventuell sogar zu backen. Vor allem kann man sich wunderbar draußen aufhalten, von der grandiosen Fototapete ringsum mal ganz zu schweigen.
Am Abend geht’s zu Maria in die Taverne in Viannos. Hier geht es zu wie früher, in die Töpfe gucken und entscheiden. Heute gekochtes Zicklein neben den üblichen Kleinigkeiten wie Tsatsiki, Platterbsenpürree, Bauernsalat und frittierten Kartoffelscheiben.
Todmüde endet der Tag